Neues in KDE 4.0

KDE wurde mit der neuen Version nicht nur um zusätzliche Features erweitert, sondern das KDE-Team hat vor allem unter Haube viel geändert.

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Von
  • Andrea Müller
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Nach langem Warten und mehreren Verschiebungen des Release-Termins ist es endlich so weit: Die KDE-Entwickler haben Version 4.0 der Desktop-Umgebung veröffentlicht. Die neue Version des Desktops verwendet das Grafik-Toolkit Qt4 und die Entwickler haben nicht nur den Anwendungen und dem Desktop neue Features spendiert, sondern auch unter der Haube kräftig aufgeräumt, einige alte Zöpfe abgeschnitten und neue geflochten. KDE 4 ist nicht binärkompatibel zu KDE 3.x, doch KDE-3-Anwendungen lassen sich weiterhin problemlos unter KDE 4.0 ausführen, sofern die KDE-3-Bibliotheken installiert sind.

Der neue Plasma-Desktop mit einigen Plasmoids (anklicken zum Vergrößern)

Den Sound-Server artsd haben die Entwickler mit KDE 4.0 in Rente geschickt. Ab sofort kümmert sich das Multimedia-API Phonon um Audio und Video. Phonon ist in der Lage, unterschiedliche Backends zu nutzen; Standard ist Xine, wegen der hohen Anzahl unterstützter Formate. Mit Phonon ist es auch möglich, unterschiedliche Audio-Geräte zu nutzen. So lassen sich beispielsweise alle Systemklänge über die Onboard-Soundkarte ausgeben, während ein USB-Audio-Gerät sich um den Rest kümmert. Die für den Sommer erwartete finale Version von Amarok2 wird auf Phonon aufsetzen.

Ebenfalls neu ist Solid, ein Framework zur Hardware-Integration. Solid nutzt die Fähigkeiten von HAL, dem Network Manager und dem Bluez-Blootooth-Stack und soll KDE zu einem besseren Umgang mit wechselnden Netzverbindungen und geänderter Hardware verhelfen. Ein weiterer Neuzugang im kdelibs-Paket ist die ThreadWeaver-Bibliothek, die KDE mit einer besseren Unterstützung für Multicore-Systeme ausstattet.

Nicht fertig geworden ist Akonadi, ein Framework zur Speicherung von PIM-Daten, das nicht nur von KDEs Kontact, sondern auch von dem Gnome-Programm Evolution genutzt werden soll. Akonadi und Kontact benötigen noch weiteren Feinschliff und werden vorraussichtlich ab Version 4.1 zum KDE-Desktop gehören.

Die auffälligste Änderung ist der Desktop selbst: Die neue Plasma-Shell stellt nicht nur die Arbeitsoberfläche mit den Desktop-Icons zur Verfügung, sondern bringt Minianwendungen mit, sogenannte Plasmoids, die sich in Widget-Manier nahtlos in den Desktop integrieren. Auch das Panel, den Nachfolger von Kicker, haben die Entwickler als Plasmoid implementiert. Auf einige, vom Kicker gewohnte Features muss man jedoch noch verzichten: So kann man das Panel weder verschieben noch seine Größe ändern. Außerdem gibt es diverse Uhren, Programmstarter und einen RSS-Reader, den man als Widget omnipräsent auf dem Desktop laufen lassen kann.

An Plasma haben die Entwickler bis zuletzt intensiv gearbeitet, sodass man hier auch die meisten Unterschiede zum zweiten Release Candidate findet. So gibt es neue Desktop-Hintergründe und im Gegensatz zu den Release Candidates kann man nun Plasmoid-Icons auf dem Desktop erstellen. Standardmäßig startet KDE 4.0 mit einem Desktop ohne Symbole. Legt man Wert auf Verknüpfungen zum Home-Verzeichnis oder dem Mülleimer, muss man ein über den Widget-Dialog ein Icon hinzufügen und danach dessen Funktion definieren. Auch bei den Desktop-Einstellungen findet man nicht die Optionsvielfalt wie bei KDE 3.x. Der Fenstermanager Kwin bringt in KDE 4.0 eigene Compositing-Features mit, die jedoch standardmäßig deaktiviert sind. Optisch sorgt das Oxygen-Theme mit neuen Icons und Hintergründen für frischen Wind. Seit dem zweiten Release Candidate hat der Desktop große Fortschritte gemacht, allerdings kam es in unseren Tests mit der Live-CD immer wieder zum Einfrieren der Oberfläche, besonders beim Ausprobieren vieler Plasmoids.

Das neue KDE-Kontrollzentrum (Anklicken zum Vergrößern)

Die KDE-Schaltzentrale ist nicht länger das Kontrollzentrum kcontrol, sondern der Neuzugang systemsettings, das ebenfalls noch nicht alle Optionen anbietet, die man von KDE 3.x kennt. Umstellen muss man sich beim Startmenü: KDE 4.0 arbeitet statt mit dem klassischen K-Menü mit Kickoff, das die wichtigsten Aufgaben in mehreren Registerreitern organisiert und das vor allem mit seiner Suchfunktion punktet. Anwender von OpenSuse kennen das neue Menü bereits.

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